Die Decke in unserem Camper soll ein Blickfang sein, denn Nut und Feder macht jeder. Daher wollten wir gerne mal etwas anderes einbauen. Unsere Lösung: Stäbchenoptik mit integrierten LED-Leisten.
Wichtig bei unserem Ausbau war uns von Anfang an, dass wir ein durchgängiges Konzept bei den Materialien beibehalten wollten. Der Boden ist aus Bambusparkett, das aus einzelne schmalen Streifen besteht. Das wollten wir gerne an der Decke in irgendeiner Art spiegeln.
Die Stehhöhe im H2 ist natürlich begrenzt und auch für einen normal großen Menschen (Stefan ist 1.85m groß) kann das schnell zum Problem werden, wenn Decke und Boden stark gedämmt werden und die Verkleidung noch zum Problem beiträgt. Das Bamberger Bambusparkett ist spektakuläre 4mm dünn. Trotzdem wollten wir auch an der Decke keine Stehhöhe unnötig verschwenden.
Aufbau der Decke
Unser Deckenaufbau sieht daher folgendermaßen aus:
Dämmung zwischen den Querträgern mit Armaflex
4mm Multiplexplatte (schwarz lackiert)
12mm Bambusplatte in Streifen
So verlieren wir effektiv nut 16 mm Stehhöhe und haben trotzdem eine besondere Optik.
Vorgehensweise
Zuerst muss natürlich alles eingebaut werden, was so an „Durchbrüchen“ ins Dach muss. Dafür muss man sich aber vor allem schon einmal Gedanken machen, ob und wo auf das Dach Licht (in Form von LED-Bars u.ä.) und Solar soll. Dachlüfter und Dachfenster sollten natürlich auch vorher eingebaut werden. Dann muss man sich noch überlegen, von wo man das Deckenlicht schalten möchte. Denn die entsprechenden Leitungen müssen verlegt werden, bevor die Unterkonstruktion eingebaut wird, damit man sie am Ende nicht mehr sieht.
Soweit so gut. Als erstes muss dann die Dämmung unter das Dach. Gründe und Vorgehensweise für die Dämmung könnt ihr in diesem Beitrag lesen.
Die Unterkonstruktion
Als nächsten mussten wir uns überlegen, wie wir die schmalen Bambusstreifen denn eigentlich befestigen wollen. Der Vorteil von Brettern mit Nut und Feder ist natürlich, dass man sie einfach an die Querträger schrauben kann. In der Regel lackiert man die Bretter im Anschluss auch, dann kann man die Schraubenlöcher einfach verspachteln und mit Überstreichen.
Wir wollen die Bambusleisten natürlich nicht lackieren, wollen aber auch keine sichtbaren Schraubenlöcher. außerdem sind es über 30 einzelne Leisten. Da gehen dann hunderte von Schrauben ins Blech. Nicht so optimal.
Wir haben uns dann folgende Lösung überlegt: Eine 4mm Multiplexplatte als Träger für die Leisten.
Diese Konstruktion hat 2 Vorteile: Wir können die Leisten vollflächig darauf montieren und wir werden die Unterkonstruktion schwarz lackieren, so entsteht die typische Optik die man vielleicht von Akustikdecken kennt. Genau das wollen wir haben.
Zuerst haben wir also in allen Querträgern Einnietmuttern verpresst. Hier werden wir die Multiplexplatten mit dem Dach verschrauben und haben so einen sicheren Halt der Decke.
Für die gesamte länge der Decke haben wir etwa 1,5 Platten benötigt. Den Stoß haben wir nach hinten gemacht ,weil wir uns nicht 100% sicher waren, dass man ihn am ende nicht ggf doch etwas sehen könnte zwischen den Leisten (wir können aber jetzt schon verraten: sieht man nicht :D) .
Wir haben die Unterkonstruktion über die gesamte Breite gemacht. Solltet ihr schon Oberschränke montiert haben kann man natürlich nur den Zwischenraum füllen.
Ihr werdet feststellen, dass sowohl am Stoß, als auch an beiden Enden keine Auflagefläche ist und die Plattenenden im jetzigen Zustand etwas schwingen. Man könnte im Vorfeld an diesen Stellen eine Latte unter die Decke kleben und dort die Platten zusätzlich verschrauben.
Aber sobald die Leisten montiert sind, werden die Enden und der Stoß von diesen so versteift, dass dort nichts mehr schwingt.
Nachdem die Unterkonstruktion montiert ist, haben wir sie als erstes in mehreren Schichten schwarz lackiert. Und zwar mit dem gleichen Lack, mit dem wir auch den Boden lackiert haben. Le Tonkinois Öllack. Der läßt sich mit einfacher Abtönfarbe tiefschwarz einfärben und enthält ausschließlich natürliche Öl. von daher ist der für den Innenraum perfekt geeignet. Infos zum Lack findet ihr hier .
Die Stäbchen schneiden
Ist die Unterkonstruktion vorbereitet geht es an die Stäbchen.
Hier müsst ihr wirklich den Kopf einschalten! Denn so schön die Decke auch ist, damit ihr immer den gleichen Abstand zwischen den Leisten habt und am Rand nicht mit einer Leisten abschließen müsst, die vielleicht nur 1/3 so breit ist wie die anderen, weil eure Oberschränke dann anfangen, müsst ihr rechnen.
Zuerst müsst ihr euch überlegen, wie breit eure Oberschränke und alle anderen Einbauten werden, die bis zur Decke gehen. Solltet ihr, so wie wir, noch nichts gebaut haben, dann montiert ihr überall dort Leisten auf der Unterkonstruktion, als Referenzpunkt.
WICHTIG: Denkt daran, dass noch LED-Leisten montiert werden müssen. Die Breite der Profie, die verwendet werden müsste ihr unbedingt mit einberechnen. Die Profile werden anstelle eine Lücke montiert.
Dann müsst hr den Abstand dazwischen ausmessen und euch überlegen, wie breit die einzelnen Leisten sein sollen und wie breit die Lücken sein sollen. Jongliert mit den Zahlen so lange, bis ihr mit den Werten zufrieden seid.
Tipp: Wählt die Lücken nicht zu groß, das sieht dann schnell so aus, als hätte man zu wenig Leisten gehabt
Unsere Leisten sind 2 cm breit (das ist das Mindestmaß, was auf der Formatkreissäge gefahrlos zu schneiden war), die Lücken sind etwa 0,5 cm breit.
Wir hatten das Glück bei einem Großhändler eine Bambusplatte einzeln abnehmen zu können, die nur 12 mm stark ist (im Baumarkt findet man nur 18 mm und mehr). Da müsst ihr für euch die richtige Lösung finden.
Wir haben für unsere gesamte Decke nur 1 Platte gebraucht. Das ist aber abhängig von der Breite der Leisten, der Lücken dazwischen und dem Platz zwischen den Oberschränken. Von daher kann es sein, dass ihr mehr braucht, aber das habt ihr ja im Schritt davor schon errechnet.
Als nächstes muss als die Platte zerschnitten werden. Das ist der nächste heikle Punkt. Hier solltet ihr genau arbeiten oder arbeiten lassen. Am besten ist es nämlich, wenn ihr mal bei einem lokalen Tischler fragt, ob er euch die Platte auf einer großen Formatkreissäge kleinmachen kann.
Wir hatten das Glück, dass wir in Hamburg eine öffentliche „Nachbarschaftstischlerei“ haben, die eine Formatkreissäge besitzen. Mit etwas Hilfe war das eine Sache von 20 min.
Nachdem das geschafft ist, solltet ihr die Kanten aller Leisten von Hand leicht abrechen. Bambus splittert nämlich an den Kanten immer gerne und die Splitter sind richtig fies! Am Ende habt ihr dann einen Haufen Bambusstäbe.
Bambusstäben montieren
Unsere Bamburplatte hatte eine Länge von 2,44 m. Das ist natürlich deutlich kürzer, als der Wohnraum lang ist. Von daher mussten wir uns auch dort etwas überlegen. Hier sieht die Lösung folgendermaßen aus: Alternierend werden immer ein Stab mit voller Länge und ein gekürzter Stab montiert. Zwischen dem kurzen und langen Stab wird ebenfalls eine Lücke von 0,5 cm eingehalten. Im folgenden Bild habe ich das Prinzip einmal skizziert.
Jetzt geht es ans Montieren. Auch hier braucht eine schöne Decke etwas mehr Genauigkeit, als Fichtenbretter. Unsere Decke besteht aus über 30 einzelnen Stäben. Wenn jeder Stab nur 1 mm aus der Mitte abweicht hat ihr am Ende ein Problem im Zentimeterbereich. Also aufpassen und lieber einmal mehr kontrollieren und messen, als hinterher alles doppelt machen zu müssen. Auch eure Referenzpunkte solltet ihr jetzt nochmal kontrollieren (ist alles gerade montiert und an der richtigen Stelle?).
Dann solltet ihr die Mitte ausmessen und markieren. entweder ihr spannt eine Schnur oder ähnliches.
Von der Mitte aus werden dann die Leisten wie in der Skizze alternierend montiert. In beide Richtungen, bis ihr zu dem Punkt kommt, an dem die LED-Profile montiert werden sollen. Hier werden dann die Profile montiert (nicht vergessen die Leitungen für die LED-Streifen in die Profile zu führen). Danach geht es bis zu den Referenzpunkten weiter mit Leisten.
Noch ein Tipp: Wir haben vorher ein paar Leisten mit Klebeband unter die Decke geklebt, um zu schauen, ob und die Breite der Lücken gefällt.
Wie haben wir die Leisten montiert haben wir noch nicht erzählt. Dazu kommen wir aber jetzt.
Zunächst einmal, montiert ihr solch eine Decke am Besten immer zu zweit (Zu zweit macht das ausbauen eh viel mehr Spaß 😉 )
Jede Leiste wird zuerst mit einem Streifen Leim versehen und anschließend unter die Decke gedrückt und festgehalten. Damit ihr immer den gleichen Abstand zwischen den Leisten habt sollte jeder von euch eine Schablone haben. Bei uns waren das einfach 2 kleine Streifen von einer 5 mm starken Platte.
Wenn die Leisten in der richtige Position ist, wird sie mit kleinen Nagelstiften fixiert. Dafür haben wir uns einen Druckluftnagler gekauft, der kleine kopflose Stifte verschießt. Die sieht man – wenn man nicht explizit drauf achtet – im Endergebnis nicht. Wir verlinken hier einmal den Nagler, den wir benutzt haben.
Das ist schon das ganze Geheimnis hinter der Decke.
Wir sind inzwischen schon einige tausend Kilometer damit unterwegs gewesen und die Konstruktion hält einwandfrei.
Hier jetzt noch ein paar Bilder, wie es mit Oberschränken etc. aussieht.
Eine Antwort
Super schön und vielen Dank für die tolle Beschreibung!